Übergabe der Statuten der Ersten Österreichischen Sparkasse an die Privatbibliothek Kaiser Franz' I. (20. 8. - 26. 9. 1821)

 

[Fol. 1r]

Majestät!

Einer Ihrer treuesten Unterthanen, ein Oesterreicher, der er sich zu seyn um so mehr rühmen darf, als er von der wärmsten Liebe für Fürst und Vaterland erfüllt ist, überreicht Eurer Majestät in aller Unterthänigkeit eine Volksschrift, welche zum Zwecke hat, der Anstalt der Sparkasse, deren Einführung ein neuer Beweis von der Milde ist, welche uns mit Ihrem Szepter nicht sowohl beherrscht, als zur wahren Wohlfahrt leitet, bekannter zu machen und zu verbreiten, und welche bereits von Ihrer Majestät, der Kaiserin, unserer allergnädigsten Landesmutter huldvoll ist aufgenommen worden.

Euere Majestät geruhen, dieses einfache Merkmal meiner tiefsten Ehrfurcht, und meiner innigsten Verehrung gnädigst aufzunehmen, und zu erlauben, daß die Sparkasse sich noch ferner Ihres allerhöchsten Schutzes erfreuen dürfe.

Majestät

dero

treugehorsamster Unterthan Joh. B. Weber, Pfarrer zum heil. Leopold, und Stifter und Ausschuß der ersten österr. Sparkasse.

Wien am 20. August 821.

 

[Fol. 3r]

Ad Num 7995

Johann Bapt. Weber, Pfarrer zum h. Leopold, und Stifter und Ausschuß der ersten oesterreichischen Sparkasse, überreicht sechs Exemplare / 1 in Leder gebunden, und 5 broschiert / einer Volksschrift betitelt, die Sparkasse, eine faßliche Darstellung des Zweckes, der Vortheile für das Allgemeine, und der Errichtung einer Sparkasse[n]-Anstalt, mit Rücksicht auf die erste oesterreichische Anstalt dieser Art.

Die Nützlich- und Wohlthätigkeit einer Sparkasse, in moralischer, in bürgerlicher und in polizeilicher Hinsicht ist bereits allgemein anerkannt worden. Die Regierung, überzeugt, daß eine solche Anstalt nur zum Nutzen für das allgemeine Wohl seyn kann, hat zur Errichtung derselben in Wien die Erlaubniß gegeben. Es gereicht dem Pfarrer Weber zum Verdienste, daß durch seinen Impuls, unter Mitwirkung einiger, [fol. 3v] als reiche, biedere und rechtschaffene Bürger bekannten Menschenfreunde, die erste oesterreichische Sparkasse in der Hauptpfarre der Leopoldstadt entstanden sey.

Vorliegende Schrift deren Zueignung I. M. die Kaiserin aufzunehmen geruhet haben, enthält die Statuten, das Reglement und die Instructionen für die Beamten dieser Anstalt, und durch die wahrhafte Darstallung der Sache ist sie geeignet, das Volk zur Theilnahme an den Vortheilen des Instituts aufzumuntern, und das nöthige Zutrauen zu demselben einzuflössen.

Da der biedere Pfarrer bey Ueberreichung dieser Schrift gewiß keine eigennützige Absicht gehabt hat, so ist auch von Ertheilung irgend eines Geschenkes [fol. 4r] keine Rede; und würde er, und die Instituts Gesellschaft ohne Zweifel ein herrliches Merkmahl des Allerhöchsten Wohlgefallens darin finden und verehren, wenn etwa Seine Majestät sich huldreichst geneigt finden sollten, den Fond dieser Anstalt mit einer Gabe zu bereichern, und zu erlauben, daß der Allerhöchste Nahme in dem Ehrenbuche des Instituts an der Spitze der Stifter und Beförderer desselben prange.

Wien dn. 24. Sept.br 1821

Young

 

[eigenhändige Resolution]

Dient zur Wissenschaft

Franz m.p.

Wien d. 26. 7br. 821